Dienstag, 22. Mai 2007

Lambert Wiesing

konstatiert in seinem nicht betitelten Vortrag eine inflationäre Verwendung des Medienbegriffs.
Weil mit "mit McLuhan jedes Werkzeug, mit Luhmann jede Möglichkeit und mit der Phänomenologie jede Transparenz als Medium angesprochen" werden kann, möchte er die Bestimmung von Kriterien, mit denen man „einen Schraubenzieher vom Fernseher, die Kunst vom Telefon und eine Fensterscheibe vom Buch unterscheiden kann".

Sein phänomenologischer Ansatz auf diese Situation zu reagieren ist, einen Medienbegriff mit "mehr Intension und weniger Extension" zu schaffen, in dem notwendige Merkmale nicht als hinreichende Merkmale von Medien behandelt werden.
Er gibt einen Definitionsvorschlag: "Medien sind die Werkzeuge welche eine Unterscheidung von Genesis und Geltung ermöglichen". Übertragen auf einen einen James Bond Film steht die Physis des Filmes für die Genesis und das was der Film transportiert für die Geltung. Grunsätzlich bestehen Medien aus Genesis und Geltungsaspekten, die Geltung ist physiklos und unveränderlich (die Mona Lisa altert nicht).

"Medien sind genau die Werkzeuge, die es ermöglichen, daß zu verschiedenen Zeiten an verschieden Orten von verschiedenen Menschen, nicht nur das Gleiche, das wäre banal, sondern auch das Selbe gesehen, gehört und gedacht werden kann.“

Menschliche Kultur ist nach Wiesing ohne die Verwendung von Medien nicht denkbar, den nur durch sie lebt er nicht ausschließlich in der physischen Natur.

Dienstag, 15. Mai 2007

Frosch

Man braucht Begriffe, um über etwas reden zu können. Unsere erste Frage richten wir an uns: worüber reden wir? und an Stefan Rieger: Ist der Frosch ein Medium?

Rieger selbst ist ein Metamedium: Durch ihn spricht Michel Foucault, durch den wiederum raunen die Wissens-Diskurse des 19. Jahrhunderts. Der italienische Philosoph Marcello Pera fungiert als Führer einer Reise in die Epistemologie des Frosches auf den Spuren von Galvani und Volta. Alles dreht sich um den Frosch als Stromquelle oder Messgerät. Zum Medium wird der Frosch endgültig wenn er aus der Ordnung der Natur heraustritt und in die Ordnung des Wissens übergeht. Ist der Schluss zulässig: Alles, was in die Ordnung des Wissens eintritt, ist ein Medium? Alles was Teil der Kultur ist, ist ein Medium? Alles was Teil eines semiotischen Systems ist, ist ein Medium? Alles was dekodierbar (verstehbar?) ist, ist ein Medium? Alles ist ein Medium?

Wie ist Riegers Antwort ernst zu nehmen? Schreibt er eine Satire, um einen bestimmten Medienbegriff zu kritisieren? Wie lässt sich dieser rekonstruieren? Oder steht im Hintergrund ein intuitiver Medienbegriff? Und verfolgt der Text nur das Ziel, lustig zu sein? Ist er zu lesen als lecture performance und sind also an ihn eher (formale) ästhetische Fragen zu stellen?

Der Frosch wird zum Messgerät. Damit tritt aus der Natur aus. Er muss dafür normierte werden. Liegt in der Standardisierung die Essenz des Mediums? Stellt man sich als Medium ein Informationsübertragungsmittel vor, so kann das nur funktionieren, wenn Sender und Empfänger sich über den Code und besonders seine Dekodierung einig sind. Das System als Medium, ein set von codes als Medium. Die informationstheoretische Vorstellung eines Kanals wird in der Informatik erweitert. Zu Übertragungsmedium treten Speichermedium und Rechenmedium. Der Taschenrechner als Medium? Das passt zum Frosch (=Messgerät) als Medium.

Ist der Media-Markt ein Medium. Ist es als Ding, vielmehr die Produkte, die man da kaufen kann, eine Medium? Oder ist er als Teil eines (Vertriebs)Systems ein Medium? Wie weit tragen Analogien? Sind Lagerhallen Speichermedien?

Die Diskussion war sehr erfolgreich: Sie hat genau das geleistet was für jeden Anfang von Nöten ist: Es wurden Fragen produziert. Um benutzbar zu sein und um zumindest potentiell vernünftig fragen zu können, muss der Medienbegriff irgendwie begrenzt werden. Schauen wir weiter, wie die Fragen von anderen gestellt werden. Vielleicht in der Diskussion zu Rieger oder bei Wolfgang Hagen oder beimnochmal bei Wolfgang Hagen.